Gründerzeit
Siedlung in Bayern zwischen
Spätantike und frühem Mittelalter
herausgegeben von
Jochen Haberstroh und
Irmtraut Heitmeier
Bayerische Landesgeschichte und europäische Regionalgeschichte
herausgegeben vom Institut für Bayerische Geschichte - LMU München
Ferdinand Kramer und Dieter J. Weiß
Band 3
in Verbindung mit dem Bayerischen Landesamt für Denkmalpflege
Mathias Pfeil
Gründerzeit
Siedlung in Bayern zwischen
Spätantike und Frühmittelalter
herausgegeben von
Jochen Haberstroh
Irmtraut Heitmeier
EOS Verlag, St. Ottilien 2019
Die Herausgeber danken
dem Bayerischen Landesamt für Denkmalpflege,
dem Institut für Bayerische Geschichte der LMU München und
der Forschungsstiftung Bayerische Geschichte,
die die Durchführung des Kolloquiums und die Drucklegung des Tagungsbandes
ermöglicht haben.
Für Publikationsgenehmigungen danken wir der Bayerischen Staatsbibliothek, dem
Bayerischen Hauptstaatsarchiv, der Württembergischen Landesbibliothek, der
Universitätsbibliothek Utrecht.
Abbildungen:
Für die Abbildungen gilt der Nachweis der Bildunterschriften.
Zusätzlich Umschlag:
Bayerisches Hauptstaatsarchiv HL Freising 3a fol. 25.
Ehring: Urpositionsblatt 1 : 25000 (Bayerische Vermessungsverwaltung)
Weildorf: Messergebnisse der Magnetometer- und Bodenradarprospektion (BLfD)
Unterhaching Frauengrab, Befund 362, Auswahl der Ausstattung: Dorothea Albert (BLfD)
Vorsatzkarte – Nachsatzkarte: Datengrundlage Fachinformationssystem Denkmalpflege (Stand
2018), Realisierung Peter Freiberger, Silke Jantos, Jochen Haberstroh (BLfD)
Umschlaggestaltung und Satz: Karin Schmidl, BLfD.
Druck und Bindung: Druckerei M. Laßleben, 93183 Kallmünz
Gedruckt auf säurefreiem, chlorfreiem Werkdruckpapier „Alster gelblichweiß“ unter Verwendung von Rotis Sans Serif Pro, Rotis Serif Std., Free Idg Serif (für die Sonderzeichen)
Bibliographische Information der Deutschen Bibliothek
Die Deutsche Bibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliographie;
detaillierte bibliographische Angaben sind im Internet unter http:/dnb.ddb.de abrufbar.
Alle Rechte vorbehalten.
Kein Teil des Werkes darf in irgendeiner Form (durch Fotographie, Mikrofilm oder ein anderes
Verfahren) ohne schriftliche Genehmigung des Verlags reproduziert oder unter Verwendung
elektronischer Systeme verarbeitet, vervielfältigt und verbreitet werden.
1. Auflage 2019
Deutsche Erstausgabe
Copyright © 2019 by EOS Verlag, St. Ottilien
mail@eos-verlag.de
www.eos-verlag.de
ISBN 978-3-8306-7941-7
Inhaltsverzeichnis
V
Vorwort
X
Abkürzungsverzeichnis
XIII
Jochen Haberstroh, Irmtraut Heitmeier
Zeit - Raum - Ort: Einleitung / Time - space – place: Introduction
I. „VORSTELLUNGEN“
3
Bernd Päffgen
Von der römischen Villa zum frühmittelalterlichen Dorf? Archäologische Befunde und Deutungsansätze aus dem Rheinland und aus Bayern
77
Martin Ott
Siedlungsgeschichte in der landeshistorischen Frühmittelalterforschung
87
Hans-Peter Volpert
Hof. Weiler. Dorf. Frühmittelalterliche Siedlungsformen in der Münchner Schotterebene
125
Hans-Georg Hermann
Deskriptiver Reflex und normativer Anspruch von raumordnenden Elementen in der Lex Baiwariorum
187
Franz Herzig
Der Übergang von der Römerzeit zum Frühmittelalter. Strukturwandel
im Spiegel der Dendroarchäologie
VIII
205
Barbara Zach
Äcker und Gärten im frühmittelalterlichen Bayern
219
Hubert Fehr
Agrartechnologie, Klima und Effektivität frühmittelalterlicher Landwirtschaft
II. ZEIT – R AUM – ORT: DIACHRONE, RÄUMLICHE UND LOKALE DIMENSIONEN
ZEIT
247
Michaela Konrad
Römische villae rusticae als Orte der Kontinuität?
Beispiele spät- und nachrömischer Nutzungsformen römischer Gutshöfe in den Nordwestprovinzen
315
Vittorio Fronza
Timber buildings in Italy (5th – 8th c. AD): a socio-economic indicator
355
Frans Theuws
Merovingian settlements in the southern Netherlands: development,
social organisation of production and symbolic topography
383
Peter Höglinger
Das Salzburger Umland zwischen Spätantike und frühem Mittelalter
415
Ludwig Rübekeil
Huosi und Husibald. Tradition, Interferenz und Kommunikation mit
Namen
R AUM
447
Ralf Behrwald
Gab es eine spätrömische Siedlungspolitik?
469
Marcus Zagermann
Von den Alpen bis zur Donau. Archäologische Spurensuche nach Roms
letzten Verwaltungs- und Militäraktivitäten
505
Stephan Ridder
Zu den Verkehrswegen im römischen Raetien und ihrer nachantiken
Bedeutung
523
Jochen Haberstroh
Transformation oder Neuanfang? Zur Archäologie des 4. - 6. Jahrhunderts in Südbayern
573
Irmtraut Heitmeier
Das “planvolle” Herzogtum.
Raumerschließung des 6. -8. Jahrhunderts im Spiegel der Toponymie
IX
659
Sebastian Grüninger
Die Suche nach dem Herrenhof: Zur Entwicklung der Grundherrschaft
im frühmittelalterlichen Baiern
ORT
691
721
739
805
823
865
903
Der zentrale Ort: Aschheim
Doris Gutsmiedl-Schümann und Anja Pütz
Aschheim: Ein zentraler Ort? Eine Indiziensuche in den archäologischen Funden und Befunden
Rainhard Riepertinger
Der zentrale Ort Aschheim. Eine Spurensuche in den historischen
Quellen
Gewerbesiedlungen
Martin Straßburger
Spezialisierte Eisenproduktion und -verarbeitung in Siedlungen des
ländlichen Raumes in Bayern
Elisabeth Weinberger
Frühe Gewerbesiedlungen im Spiegel der Ortsnamen auf –ārum/ārun
Kirchen als Elemente der frühesten Siedlungslandschaft
Christian Later
Kirche und Siedlung im archäologischen Befund – Anmerkungen zur
Situation in der Baiovaria zwischen Spätantike und Karolingerzeit
Heike Johanna Mierau
Kirchliche Zentralorte in der frühmittelalterlichen Diözese Freising:
Beobachtungen zu Siedlungslandschaft und Seelsorgestationen auf
dem Land
Siedlungsentwicklung in Grenzlage
Günther Moosbauer
Siedlungsentwicklung in Grenzlage. Archäologie des 4. bis 6. Jahrhunderts in und um Straubing
915
Christof Paulus
Grundfragen zur Frühzeit Straubings aus historischer Sicht
929
Autorenverzeichnis
931
Ortsregister
951
Personensregister
956
Erläuterung zu den Vor- und Nachsatzkarten (deutsch/english)
469
VERÄNDERTE QUELLENLAGE: BEFUNDE UND FUNDE DER SPÄTANTIKE_469 | ÜBERBLICK ZUR AUSGANGSLAGE_473 | NEUE FRAGEN BEI GRÖSSERER DETAILTIEFE: BEFUNDE UM MÜNCHEN UND DIE OBERBAYERISCHEN SEEN_478 | NACHWEISE FÜR
MILITÄRS UND AMTSPERSONEN? GÜRTELTEILE UND ZWIEBELKNOPFFIBELN_482 |
SÜD IMPORTE, BLEISIEGEL UND EDELMETALLMÜNZEN: INDIREKTE NACHWEISE FÜR
ROMS PRÄSENZ_486 | NEUBEWERTUNGEN: VERÄNDERTE CHRONOLOGIE UND DEBATTE UM ETHNISCHE DEUTUNG_489 | ENDE ODER ÜBERGANG?_491 | ROMS LETZTES
ODER RAVENNAS ERSTES BAUPROGRAMM ODER… _492 | FAZIT_494
Von den Alpen bis zur Donau
Archäologische Spurensuche nach Roms letzten
Verwaltungs- und Militäraktivitäten
Marcus Zagermann
Archäologen wie Historiker stellen – jeweils aus dem eigenen Blickwinkel
ihrer Disziplin – sehr konkrete Fragen bezüglich der spätantiken Strukturen
in den beiden raetischen Provinzen. Wie der Titel bereits erkennen lässt, stellt
dieser Beitrag vor, wie die Archäologie die Hinweise auf die letzten spätrömischen Aktivitäten administrativ/militärischer Art zu belegen versucht und
vor allem, der Interdisziplinarität der Benediktbeuern-Tagungen verpflichtet,
wo hier Probleme und Kontroversen begegnen, die derzeit noch offen sind
bzw. diskutiert werden. Zunächst wird dabei auf die veränderte Quellenlage für die Archäologie der Spätantike hingewiesen. Dann soll anhand von
Karten ein Überblick über den derzeitigen Forschungsstand gegeben werden.
Von diesen Karten ausgehend erfolgen Diskussionen von Details an einigen
raetischen Beispielen.
Veränderte Quellenlage: Befunde und Funde der Spätantike
Unsere Schwierigkeiten in der Spätantike betreffen sowohl das Fundmaterial als auch die Befunde im Sinne von baulichen Strukturen. Zunächst ist
470
MARCUS ZAGERMANN
Abb. 1: Breisach „Münsterberg“, Kreis Breisgau-Hochschwarzwald. Leicht schematisiertes Grabungsprofil. Zu erkennen ist die Dark earth, die an dieser Stelle römerzeitliche Stampflehmböden und eine zugehörige Mauer abdeckt.
festzuhalten, dass ein spätrömischer Soldat nicht mehr so aussieht wie ein
mittelkaiserzeitlicher. Die bildliche Überlieferung ist deutlich spärlicher, so
detaillierte Monumente wie die Trajanssäule sind einfach nicht mehr vorhanden. Das ist auch ein Grund für das Missverhältnis im Re-Enactment: Mittelkaiserzeitliche Gruppen gibt es zahlreich, aber wie viele fallen einem ein für
die Spätzeit? Der zweite Hauptgrund liegt in den baulichen Hinterlassenschaften. Wir fassen ab dem 3. Jahrhundert eine Entwicklung hin zur Festungsarchitektur1. Das Kastell der Kaiserzeit ist nicht auf Verteidigung konzipiert,
sondern man spricht von einem erstarrten Marschlager. Das Drohpotenzial
liegt in der dort stationierten Truppe, die bei Bedarf den Kampf im offenen
Gelände sucht. In der Spätantike hingegen ändert sich diese Konzeption. Jetzt
entstehen Anlagen, die von zahlenmäßig deutlich reduzierten Einheiten gegen einen Angreifer gehalten werden können, bis eine Entsatztruppe zu Hilfe
kommt. Gleichzeitig werden diese kleinen Festungen immer multifunktionaler und können auch Zivilbevölkerung aufnehmen. Dem Gelände angepasste
Grundrisse erschweren die Identifizierung und deuten auf den ersten Blick auf
eine Heterogenität der Plätze, die aber keineswegs gegeben sein muss2. Hinzu
kommt das Phänomen der so genannten Dark earth oder Schwarzen Schicht.
Es handelt sich dabei um einen typischen Befund, eine schwärzliche, humushaltige Schicht, die häufig bei Ausgrabungen in (meist) urbanen Kontexten
1 NUBER, Oberrhein, 97.
2 Vgl. M ACKENSEN, Burghöfe, 408 Anm. 1743.
VON DEN ALPEN BIS ZUR DONAU
des 5. bis 10./11. Jahrhunderts anzutreffen ist, die zuvor (meistens) eine römerzeitliche Besiedlungsphase hatten. Zunächst gleicht diese dunkle, humose
Schicht einem Pflughorizont. Das führte früher oft zu einem raschen Entfernen dieses Befundes, um auf die römerzeitlichen Strukturen zu gelangen.
Allerdings ist sich die Archäologie mittlerweile im Klaren darüber, dass die
Schwarze Schicht die bedeutendste archäologische Quelle zum Verständnis
der Städte und urbanen Siedlungen im frühen Mittelalter ist. Im Extremfall
können sich Grundrisse von Holz-/Fachwerkbauten, Wege und agrarisch genutzte Areale in dieser Schicht so verbergen, dass sie nur mit äußerst vorsichtiger Herangehensweise – auch mithilfe feiner künstlicher Plana – festgestellt
werden können. Abb. 1 zeigt ein Beispiel für eine Dark earth aus Breisach am
Oberrhein. Aus der ersten Hälfte des 4. Jahrhunderts stammen die Mauer und
die Stampflehmböden. Wann genau die Dark earth zeitlich einsetzt, wissen
wir nicht. Ihr Beginn könnte durchaus erst im 5. Jahrhundert liegen. Sie enthält an dieser Stelle in der Masse spätrömisches Fundmaterial, vor allem Keramik des 4. Jahrhunderts. Wenige Stücke weisen ins frühe Mittelalter bis ins
10./11. Jahrhundert. An einigen Stellen dringen Ausläufer aus dieser Schicht
in die römischen Böden ein, wahrscheinlich handelt es sich dabei um Spuren
kleiner Pfosten von einfacher Holzbebauung. Die Dark earth deckelt außerdem die Mauerkrone ab. Die eigentliche römerzeitliche Mauer muss nicht viel
höher gereicht haben, denn sie war wohl lediglich eine Basis für einen Fachwerkbau, der sich auf diesem Steinsockel erhob.
Kein anderer Befund enthält so viele und so unterschiedliche Informationen darüber, was innerhalb der alten Städte ab dem 5. Jahrhundert passierte. Grabungstechnisch, aber auch im Bereich der Naturwissenschaften,
wie bei bodenkundlichen Analysen, wird heute sehr behutsam mit diesem
Befund umgegangen3. So homogen, wie sie auf den ersten Blick erscheinen
mag, ist die Dark earth nämlich nicht: Herdstellen und Pfostenlöcher zeigen,
dass teilweise auch Innenbereiche von Gebäuden erfasst sind. Außerdem stellt
die Schicht nicht immer nur eine Erhöhung des antiken Niveaus dar und deckelt die römischen Befunde regelrecht ab, vielmehr greift sie mitunter in die
römische Substanz ein und zerstört diese. Sehr wahrscheinlich sind darin
landwirtschaftliche Aktivitäten bzw. vorbereitende Maßnahmen dazu in begrenzten Bereichen im ehemals bewohnten Gebiet greifbar. Das Phänomen
scheint vergleichbar dem Urban gardening, wie es aktuell gerade Mode ist,
vielmehr aber im New York der 1970er Jahre bekannt wurde. Ein in der New
York Times erstmals publiziertes Foto (Abb. 2) zeigt anschaulich, wie man sich
diesen Fall vorzustellen hat, nämlich durch das Reworking, also Umarbeiten
antiker Strukturen zum Zweck der landwirtschaftlichen Nutzung urbanen
Geländes. Wie oft genau diese Variante für das Entstehen verantwortlich war,
3 Zusammenfassung des Forschungsstandes mit Skizzierung der Entwicklungen der letzten Jahrzehnte bei: BORDERIE U. A., Dark earth; NICOSIA – DEVOS – BORDERIE, Dark Earths; M ACPHAIL,
Dark earth.
471
472
MARCUS ZAGERMANN
Abb. 2: New Yorker Jugendliche beim „Reworking“ urbaner Strukturen. Vergleichbare
Aktivitäten werden als eine von vielen Möglichkeiten zur Entstehung der Dark earth
diskutiert (Foto: David Gonzales, New York Times, LAIF 17.14776504).
ist unklar, wird aber zurückhaltend bewertet. Wahrscheinlich ist, dass solche
explizite Nutzung erst relativ spät begegnet4. – Die Forschung konzentriert
sich derzeit auf das Verständnis von dynamischen Entwicklungsprozessen der
Dark earth: Kann man bestimmten Bereichen auch einzelne Funktionen oder
Nutzungen zuweisen und ändern sich diese im Laufe der Zeit? Hier ist neben
diffizilen Beobachtungen auf der Grabung auch immer eine enge Zusammenarbeit mit Naturwissenschaften vonnöten. Vereinfacht gesagt können nur so
weitergehende Informationen aus einem Befund gewonnen werden, der trotz
unterschiedlicher Entstehung stets gleich aussieht.
Die veränderte Quellenlage, hier ausgeführt an wenigen Beispielen wie der
Dark earth, ist ein wesentlicher Umstand, dessentwegen die Spätantike so viel
anders erscheint als die mittlere Kaiserzeit, wenngleich die Unterschiede nicht
immer so gravierend sein mögen, wie man zunächst annehmen könnte. Im
Detail besehen, lassen sich diese Beobachtungen weiter vertiefen.
4 M ACPHAIL, Dark earth, 158 f.
473
VON DEN ALPEN BIS ZUR DONAU
Überblick zur Ausgangslage
Grenzen, Verkehrstrassen und Siedlungsstrukturen lassen sich überblicksartig am besten in Karten darstellen. Die Karte Abb. 3 zeigt eine Übersicht über
wichtige spätantike Anlagen und Fundplätze sowie Verkehrsverbindungen
und Provinzgrenzen im heutigen Süddeutschland und dem mittleren Alpenraum. Sie gibt einen Überblick und ist nicht in zeitliche Abschnitte gegliedert5. In den Grundzügen lässt sich die Entwicklung so skizzieren6: Ende des
3. Jahrhunderts gibt Rom die Provinzgebiete östlich des Rheins und nördlich
der Donau auf. An den beiden großen Flüssen entstehen militärisch kontrollierte „Grenzzonen“, die ripae. Die Flüsse nutzte man als günstige Transportwege, aber auch zur Kontrolle des Waren- und Personenverkehrs zwischen
Römischem Reich und Barbaricum. Dabei handelt es sich bei den Plätzen an
der Donau oft um Orte, die bereits während der Kaiserzeit eine Funktion als
Militärplätze innehatten. An den Läufen von Oberrhein und Iller hingegen
mussten neue Strukturen erst etabliert werden. Diese Entwicklung geht einher mit einer Provinzneuordnung, die verkleinerte Gebietskörperschaften
zum Ziel hatte. Es entstehen die alpin geprägte Provinz Raetia I mit Chur als
Hauptstadt und die Raetia II mit der Hauptstadt Augsburg. Ihre Lage mehrheitlich im Alpenvorland führte zu der Bezeichnung „Flachlandraetien“, die
mittlerweile aber zugunsten des eigentlichen Provinznamens Raetia secunda
in den Hintergrund getreten ist.
Die Wiedergabe der Binnengrenzen dieser neuen Provinzen auf Karten ist
schwierig und in der Forschung nicht unumstritten. Vielfach werden Alternativen diskutiert oder offen gelassen, was an zwei Beispielen erläutert sei:
Die Karte (Abb. 3) zeigt am südlichen Bodenseeufer einen Verlauf der Grenze
zwischen der Sequania und der Raetia I, wie er 2008 von Jost Bürgi in die
Diskussion gebracht wurde7. Er weicht deutlich von den bislang angenommenen Verläufen ab. Während diese die Linie Eschenz-Pfyn (Ad Fines!)-Frauenfeld-Walensee favorisieren, schlägt er einen Verlauf östlich von Konstanz
vor und begründet dies mit diversen Argumenten. Man wird diesen Bereich
und seinen Vorschlag in Zukunft sicher noch einmal intensiv diskutieren.
Der weitere Verlauf der Raetia I im Westen und Süden folgt hier Arbeiten von
Irmtraut Heitmeier8. Sie zeigte, wie sich die Grenzen des Bistums Chur vielfach an der alten Provinzgrenze orientierten, vor allem aber wichtige Abweichungen davon. Markantester Unterschied ist hier die Zuordnung des Vinschgaus zur Raetia I9. Je mehr man die Adlerperspektive der Karten verlässt und
5 Zeitlich gestaffelte Karten für Raetien bei M ACKENSEN, Burghöfe, 408 Abb. 177 (um 300);
411 Abb. 178 (nach 370).
6 Überblicke geben: FISCHER, Spätzeit; NUBER, Grenzen; M ACKENSEN, Fortifications; M ACKENSEN, Spätantike.
7 BÜRGI, Pfyn, 21 f.
8 H EITMEIER, Engadin; H EITMEIER, Straßenraum.
9 H EITMEIER, Engadin, 104.
474
MARCUS ZAGERMANN
Hesselberg
GERMANIA I
Gelbe Bürg
Regensburg
Untersaal
Straubing
Goldberg
Kreut
Eining
Neuburg
Straßburg
Ehl
Künzing
Burghöfe
Runder Berg
Kügeleskopf
Bürgle
Günzburg
Passau
Augsburg
RAETIA II
Heuneburg
Geißkopf
Bellenberg
Bonhomme
Breisach
Kellmünz
Dreifaltigkeitsberg
Oedenburg
Horbourg
Goldberg
Zähringer Burgberg
Baisweil
Schöngeising
Gauting
Grünwald
?
Lorenzberg
Hertenberg Summa Altenburg
Rapida
Eschenz Konstanz
Isny
Rheinfelden
Meckatz
Pfyn
Basel
Hörbranz
Mumpf Zurzach
Mandeure Kaiseraugst
Arbon
Bregenz
Wittnauer Horn Windisch Oberwinterthur
Mont Terri
Zürich
Olten
Kembs
Avenches
Fern
Wilten
Julier
Säben
Brixen
Lienz
Teurnia
Kreuzberg
Plöcken
Bozen
Septimer
Bellinzona
NORICUM MEDITERRANEUM
Sankt Lorenzen
Reschen
Malser Heide
Splügen
Obertauern
Brenner
Oberalp
Sion
Zirl
Sterzing
Curia
NORICUM RIPENSE
Füssen
RAETIA I
SEQUANIA
Salzburg
Moosberg
Nenzing
Schaan
Solothurn
Kempten
Seebruck
Valley
Tonale
Campo Carlo Magno
Chiavenna
ALPES GRAIAE
Martigny
VENETIA ET HISTRIA
Trento
Provinzgrenze
Provinzhauptstadt
Castrum/Station
Vicus/Gemeinschaftssiedlung
Straße
Pass
Wachturm/Speicher
Höhensiedlung
N
50 km
Abb. 3: Süddeutschland und die mittleren Alpen in der Spätantike (Kartengrundlage
StepMap, Karte: Verf. unter Verwendung von: BÜRGI, Pfyn; DRACK – FELLMANN, Schweiz;
GARBSCH, Limes; HEITMEIER, Engadin; HEITMEIER, Straßenraum; STEIDL, Fürholzen; NUBER
– SEITZ – ZAGERMANN, Breisach/Oedenburg; MACKENSEN, Illertal; MACKENSEN, Burghöfe).
ins geographische Detail geht, desto problematischer kann im Einzelfall der
Verlauf der alten Binnengrenzen festgelegt werden. In Grundzügen dürfen
diese aber als recht gesichert gelten und gravierende Neuerungen sind hier in
Zukunft auszuschließen. Wohl aber sind diverse Varianten der Grenzverläufe
im Umlauf und die Entscheidung im Einzelfall erfolgt nach der persönlichen
Gewichtung des Autors.
Die Außengrenzen sind auf den ersten Blick klarer, da sie vor allem durch
die Flussläufe vorgegeben sind. Man geht nicht von starren Linien, sondern
von Grenzzonen aus, die Rom militärisch kontrollierte. Wie weit dabei der
Einfluss nach Osten bzw. Norden reichte, ist teils umstritten, teils eine Momentaufnahme. So wird für den Oberrhein von provinzialrömischer Seite
betont, dass Rom das Gebiet bis zum Schwarzwald, also die gesamte Rheinebene als Süd-Nord-Transversale mit dem Kaiserstuhl als wichtigem Steinlieferanten, kontrollierte; Heiko Steuer und Michael Hoeper postulieren hingegen eine Eigenständigkeit der frühalamannischen Höhensiedlungen am
Schwarzwaldrand, die nach Westen gerichtet über ein Territorium in der
VON DEN ALPEN BIS ZUR DONAU
Rheinebene verfügten10. Auff ällig sind auch befestigte Brückenköpfe gegenüber Plätzen wie Kaiseraugst, die zeigen, dass Rom auf beiden Seiten der
Flussläufe das Recht zur Errichtung von befestigten Bauten beanspruchte, und
das, obwohl das rechte Flussufer als solum barbaricum bezeichnet wurde11.
Auch für weiter außerhalb des Reiches gelegene Höhensiedlungen gibt es ähnliche Diskussionen wie für die grenznahen: Die neu entstehenden Plätze sind
Zentralorte im ehemaligen Provinzgebiet. Auffallend oft befinden sie sich
benachbart zu einstigen römischen Militärplätzen (Hesselberg/Ruffenhofen;
Geißkopf und Kügeleskopf/Zunsweier und Rammersweier) und wichtigen Wegeverbindungen. Betrieben die Bewohner Vorfeldsicherung im Auftrag Roms
oder agierten sie eigenständig? Auch eine dynamische funktionale Entwicklung scheint möglich, also von einer Gründung auf Roms Veranlassung hin
zu einer veränderten, nun stärker eigenständigen Position im Laufe der Zeit. –
Auf Reichsgebiet sind ebenfalls Höhensiedlungen kartiert. Eine Entscheidung
für eines der Konzepte ist im Einzelfall nicht leicht. Beispielsweise erfüllt der
Martinsbühel bei Zirl aufgrund seiner exponierten Lage ganz sicher wichtige
Kriterien, um ihn als Höhensiedlung anzusprechen. Allerdings ist hier durch
die Nennung in der Notitia dignitatum der staatlich/offizielle Bezug eindeutig gegeben, so dass er sicher keine befestigte Zivilsiedlung in exponierter
Höhenlage war. Je weniger bekannt ist, desto schwieriger fällt eine Zuweisung. In der Karte wurde versucht, die eher in zivilem Kontext zu sehenden
Plätze, die natürliche fortifi katorische Lagen nutzten, als Höhensiedlung zu
kennzeichnen, während Anlagen in vergleichbaren Positionen, bei denen aber
staatlich/militärischer Bezug deutlicher ist, als Castrum/Station angesprochen
wurden. Wie erwähnt, bleibt die Zuweisung im Einzelfall subjektiv.
Regionale und lokale Besonderheiten und Bedürfnisse wurden pragmatisch der Situation angepasst: Der Hochrhein wurde mit einer dichten Kette
von Wachtürmen gesichert, denen mitunter auch die Funktion eines befestigten Depots zukam. Nur die wichtigsten und ggf. im Text genannten sind
in der Karte namentlich aufgeführt12. In der Raetia II sind die Strecken Bregenz-Kempten und von dort weiter bis zur Donau mit Türmen versehen. Es
begegnet hier zudem das Phänomen, dass Straßen im Landesinneren durch
solche Türme gesichert wurden. Belegt ist dies im Allgäu zwischen Kempten und dem Goldberg bei Türkheim. Aber auch im Münchner Westen ist für
die Straße Augsburg-Salzburg diese Praxis mittlerweile sehr wahrscheinlich:
Bernd Steidl postulierte einen solchen Turm auf der Amperinsel von Schöngeising13. Auch unmittelbar an der Donau sind solche Türme nachgewiesen.
Die raetischen Türme sind jedoch funktional und vor allem hinsichtlich ihrer
10
11
12
13
NUBER, Grenzen. – STEUER, Südwesten, 76 f.; HOEPER, Höhenstationen, 146-167.
NUBER, Oberrhein, 95 f. mit Anm. 13.
Aktuell für die Nordschweiz (Kt. Aargau): SCHWARZ, Hochrhein-Limes; M ATTER, Kloten, 50 f.
STEIDL, Schöngeising.
475
476
MARCUS ZAGERMANN
Abstände zueinander klar von den eng aufeinanderfolgenden Türmen am
Hochrhein zu trennen14. Aufgrund ihrer geringen Größe und des deutlich
kleineren Fundanfalls sind solche Turmbefunde schwerer archäologisch zu
entdecken als größere Siedlungen. Außerdem tauchen sie nicht in den antiken
Itinerarien auf. Seit einiger Zeit wissen wir zudem, dass solche Plätze mitunter nur in Holz ausgebaut waren15, was die Auffindungschancen vor allem im
Ackerland noch einmal deutlich reduziert.
Die wiedergegebenen Straßenverläufe resultieren aus verschiedenen Quellen16. Nennungen in Itinerarien können sehr häufig, aber nicht immer eindeutig mit bestimmten Orten in Verbindung gebracht werden. Distanzsteine (so
genannte Meilen- und Leugensteine) sind sichere Nachweise für den Verlauf
einer Staatsstraße, wenn nachgewiesen ist, dass das Stück in situ gefunden
oder nicht weit verschleppt wurde. Einige archäologische Aufschlüsse und
Fernerkundungsdaten – Luftbilder und Airborne-Laserscans – gestatten Detailbeobachtungen zum Straßenverlauf und zur Konstruktion und sind die
sichersten Kriterien für eine Linienführung auf der Karte17. Ebenfalls bewährt
haben sich den Straßenverlauf rekonstruierende Kartierungen von Fundkonzentrationen. Wenn auch der genaue Verlauf im Gelände nicht immer sicher
bestimmt werden kann und die Routenführungen stets leicht schematisiert
wiedergegeben werden, so sind die wichtigsten Routen bekannt und in ihrem
Verlauf auch sehr gut bis grob bestimmbar. Im Detail bleibt das Nachvollziehen eines Verlaufs aber höchst komplizierte Detailarbeit18. Manche Verläufe
sind nicht nachgewiesen, aufgrund vorhandener Siedlungen oder Militärplätze aber zu postulieren19. Diskutiert werden mitunter Zeiten intensiverer Nutzung oder Stagnation bestimmter Routen, vor allem die Nutzung mancher
Pässe im alpinen Bereich ist davon betroffen.
Die Römer kannten diverse Begriffe für die unterschiedliche Wertigkeit der
verschiedenen Straßen und Wege20. Häufig werden in den Karten nur Staatsstraßen, viae publicae, abgebildet. Nicht in die großen Übersichtskarten fließen Verkehrsverbindungen mit ein, die nur lokale Bedeutung haben. Auch
solche können aber wichtige Verbindungen herstellen oder gar Alternativrouten zu großen Hauptverkehrsadern darstellen. Gleichfalls fehlen in der Regel
14 GARBSCH, Burgi, 79–82 (Liste) mit einigen Türmen, die einer Überprüfung wohl nicht
standhielten, dazu M ACKENSEN, Fortifications, 231, ferner M ACKENSEN, Spätantike, 216.
15 Rheinfelden-Augarten West (Kt. Aargau): A SAL, Rheinfelden.
16 Allgemein für Raetien: CZYSZ, Provinz, 190–198; für das Gebiet um München: CZYSZ,
Denning, 38 f.
17 Zur Methodik und der Problematik der chronologischen Zuweisung undatierter Straßenabschnitte siehe BLÖCK , Besiedlung, 181–184.
18 Einen guten Überblick über den Aufwand vermitteln CZYSZ – SCHMID, Römerstraße und
WALDE – GRABHERR, Via Claudia.
19 Vgl. M ACKENSEN, Spätantike, 216 Abb. 180 bei Nr. 12. – Der Verlauf dieser Routen und
Varianten ist in der Karte hier Abb. 3 vereinfachend wiedergegeben.
20 NUBER, Verkehrsnetz.
477
VON DEN ALPEN BIS ZUR DONAU
Augsburg
Klettham
Eching
Gernlinden
Pestenacker
Schöngeising
Freiham
Gilching
Weßling-Frauenwiese
Gauting
M-Harlaching
Unterbiberg
Grünwald
Widdersberg
Maising
Andechs
Deining
Lorenzberg
Pähl
Peiting
Moosberg
Provinzhauptstadt
Vicus
befestigte Siedlung/
Höhensiedlung
Gräbergruppe
10 km
N
Abb. 4: Das Gebiet um die oberbayerischen Seen und das heutige München in der
Spätantike (Kartengrundlage StepMap, Karte: Verf. unter Verwendung von: BENDER, Besiedlung; BENDER, Weßling 2002; BENDER, Weßling 2012; KELLER, Grabfunde; R AMSTETTER
– STÖCKL – HABERSTROH, Gernlinden; STEIDL, Fürholzen; STEIDL, Schöngeising).
Straßen und Wege, die in das Barbaricum hineinführten. Man darf aber von
der Nutzung der alten Straßen auch in der Spätantike und im frühen Mittelalter ausgehen21.
21 Ein Beispiel aus Südwestdeutschland mit grundlegenden methodischen Bemerkungen
bei FINGERLIN, Schwarzwald.
478
MARCUS ZAGERMANN
Gutshof
Ambrae (Vicus)
Gutshof
Gutshof Germannsberg
Burgus?
Gutshof
Brandgräber
Gutshof oder Vicus Gilching?
Höhensiedlung Ölberg
Gutshof Argelsried
„Weiler“ Weßling-Frauenwiese
Abb. 5: Das Gebiet zwischen Schöngeising und Gilching in der Römerzeit (Kartengrundlage TK 25 (Geodaten Bayern), Karte: Verf. unter Verwendung von BENDER, Besiedlung; BENDER, Weßling 2002; BENDER, Weßling 2012, STEIDL, Schöngeising).
Neue Fragen bei größerer Detailtiefe: Befunde um München und die
oberbayerischen Seen
Verlässt man die Übersichtsdarstellungen, treten Details deutlicher hervor.
Nun fallen regionale Besonderheiten auf, die aber gleichfalls Einfluss auf das
Gesamtbild nehmen können und wichtige aktuelle Fragen repräsentieren,
auch wenn sie in den großen Übersichten nicht kartiert sind. Die Karte Abb.
4 zeigt zentral die wichtige Straßenverbindung Augsburg-Salzburg. Sie verläuft nördlich der oberbayerischen Seen durch die Vici Ambrae-Schöngeising
und Bratananium-Gauting, die beide bis ins 4. Jahrhundert bestanden22. Diese
Orte begegneten bereits in der Übersichtskarte. Dazwischen liegt Gilching,
für das meiner Ansicht nach nicht sicher ist, ob es sich dabei um eine Einzeloder eine Gemeinschaftssiedlung handelt. Eindeutig ist aber eine Datierung
bis in die Spätantike: Im Bereich der St.-Vitus-Kirche wurden nämlich zwei
22 STEIDL, Schöngeising, 85; MÜHLEMEIER, Gauting, 63.
VON DEN ALPEN BIS ZUR DONAU
spätrömische Gräber entdeckt23. Für diesen Naturraum, die Gilchinger Ebene24, hat Helmut Bender aufgrund eigener Grabungen und Forschungen detaillierte Beobachtungen gemacht, die beispielhaft den Fragenkomplex rund
um die ländliche Besiedlung in der spätantiken Raetia II beleuchten (Abb. 5).
Eine bedeutende Siedlung ist Weßling „Frauenwiese“25, ein weilerartiger landwirtschaftlicher Komplex, der aber wohl zumindest teilweise unter staatlicher
Kontrolle stand, worauf noch eingegangen wird. Vergleichbar den typischen
Gutshöfen hält Weßling etwas Abstand zur Hauptstraße, verfügte aber wohl
über einen Anschluss an diese, wobei ca. 2,5 Kilometer Weg zurückgelegt
werden mussten. Vielleicht befand sich der Anschluss im Bereich von Argelsried, wo Funde und ein undatierter (Straßen?-)Damm eine alte Wegeführung
andeuten26, denkbar ist aber auch eine Kreuzung im Bereich der in Gilching
entdeckten spätantiken Gräber. Wahrscheinlich wird der Straßenverlauf
durch einen Wachturm auf der Schöngeisinger Amperinsel geschützt27. Höhensiedlungen in exponierten Lagen sind auf dem Gilchinger Ölberg28 und
dem Widdersberg29 am Ostufer des Pilsensees zu erwarten. Es könnte sich
dabei um geschützte Nachfolgesiedlungen von Vorläufern in der Ebene handeln. Nicht auszuschließen ist aber jeweils eine Kombination mit öffentlichen
Aufgaben administrativ/militärischer Art. Der Charakter einer Siedlung ist
nicht immer ohne weiteres festzulegen, denn Mischformen werden in der
Spätantike üblich. Das gilt beispielsweise für den Platz am Isarübergang der
Straße nach Salzburg bei Grünwald. Klar ist hier aber, dass der Ort bis weit in
das 5. Jahrhundert hinein besteht30. Gutshöfe, villae31, prägen weiterhin das
Bild. In der besagten Gegend um Gilching bestehen die villae am Germannsberg und Argelsried sicher bis ins 4. Jahrhundert hinein32. Allerdings scheinen sie die Jahrhundertmitte wohl nicht zu überdauern. Denkbar scheint ein
Zusammenhang mit für das Jahr 358 historisch überlieferten Raubzügen33,
deren Folge möglicherweise Konzentrationsprozesse im Siedelwesen waren.
Lediglich Weßling kann in der Gilchinger Ebene sicher als Talsiedlung bis ins
5. Jahrhundert verfolgt werden. Spätester datierbarer römerzeitlicher Fund ist
die punzverzierte Gürtelgarnitur aus Grab 14, die namengebend für den Typ
Tongern-Weßling (Abb. 6) wurde und die nach einigen Feinjustierungen ihrer
Chronologie inzwischen in das mittlere Drittel des 5. Jahrhunderts datiert
23
24
25
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33
GEHRKE, Gilching, 16 (Abb.).
BENDER, Weßling 2012, 96; BURMEISTER, Besiedlung.
BENDER, Weßling 2002; BENDER, Weßling 2012.
GEHRKE, Gilching, 14.
STEIDL, Schöngeising, 84.
BENDER, Gilching, 13.
K ELLER, Grabfunde, 206 Nr. 161; 264; M ACKENSEN, Burghöfe, 419 Anm. 1826.
STEIDL, Schöngeising, 81 Anm. 5.
Zum Begriff villae für Gutshöfe siehe BLÖCK , Besiedlung, 41 f.
BENDER, Gilching, 12 f.; BENDER, Weßling 2002, 226.
Zusammenfassend K ELLER, Grabfunde, 150; M ACKENSEN, Burghöfe, 412.
479
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MARCUS ZAGERMANN
werden kann34. Doch nicht nur dieser Umstand macht Weßling „Frauenwiese“
besonders. Helmut Bender bevorzugt die Begriffe Kleinsiedlung und Weiler35
zur Charakterisierung der Anlage (Abb. 7). Das Besondere an diesem Platz
sind nämlich unter anderem 16 Nachweise von Zwiebelknopffibeln, mehrere Gürtelteile und in geringem Umfang auch Waffen. Diese Auffälligkeit ist
zu diskutieren und die beiden Bearbeiter, zunächst Erwin Keller (Grabfunde),
später dann Helmut Bender (Siedlung) sahen beide einen militärisch/staatlichen Kontext für dieses Fundmaterial gegeben. Was machen nun Staatsbedienstete in einer Siedlung mit eindeutig landwirtschaftlichem Bezug?
Akzeptiert man die Deutung vor allem der Zwiebelknopffibeln als Nachweise für Angehörige der spätrömischen Beamtenschaft und des Militärs
(s. u.), so lassen sich entlang von Rhein und Donau die Besatzungen der diversen Castra, befestigten Speicher und Städte gut erkennen. Es gibt aber
auch Stücke, deren Fundort zunächst verwundert, vor allem wenn es sich
um eigentlich als zivil anzusprechende Plätze ohne militärisch/staatlichen
Bezug zu handeln scheint. Zwei Beispiele sind für uns besonders aussagekräftig, Weßling „Frauenwiese“ und Kematen „Michelfeld“. Die Siedlung Kematen
„Michelfeld“ liegt in Nordtirol in der Nähe der via publica, die an dieser Stelle
in ostwestlicher Richtung parallel zum Inn verläuft36. Bekannt ist ein Ensemble aus zwei Gebäuden mit einer zugehörigen Umfassungsmauer. In Frage
kommen Interpretationen als Gutshof (mit Bezug zur Fernstraße) oder Straßenstation. Von diesem Platz gibt es Fundmaterial aus militärischem Kontext:
ein rechteckiger Schnallenbügel und ein plumbata-Fragment. Die plumbata ist
besonders aussagekräftig, denn sie ist keine Jagdwaffe, sondern eine eindeutig dem spätrömischen Militär zuweisbare (Kriegs-)Waffe37. Sie entfaltet ihre
größte Wirkung erst im Masseneinsatz.
Solche Befunde sind häufiger als gedacht und deuten auf ein wohl charakteristisches Phänomen der Spätantike, nämlich die Bewirtschaftung von
Gutshöfen durch staatliche Hand oder einen unterschiedlich gearteten staatlicher Bezug in der Funktion der betreffenden Siedlung38. So diskutiert H. Bender für Weßling einen Zusammenhang mit der Truppenversorgung. Nach wie
vor hatten die in Raetien stationierten Militärkontingente einen großen Bedarf an landwirtschaftlichen Produkten. Offenbar waren für die Organisation
dieser Aufwendungen Staatsbedienstete nicht nur in größeren stadtartigen
Siedlungen, sondern dezentral auf dem Land eingesetzt. Weßling könnte eine
Sammel- und Verteilerfunktion innegehabt haben. Auffällig sind hohe Speicherkapazitäten und der Zugriff auf eine sehr große landwirtschaftliche Nutz34 Die Entwicklung des Forschungsstandes fasst PAUL, Augsburg, 79 zusammen. Dort findet
sich alle relevante Literatur.
35 BENDER, Weßling 2002, 226 f.
36 TSCHURTSCHENTHALER – HÖCK , Kematen.
37 VUJOVIĆ , Plumbatae; HÖCK , Teriola, 69–72.
38 BENDER, Weßling 2002, 224 f. 232; BÖHME, Söldner, 86–88; CZYSZ, Denning, 49; K ELLER,
Grabfunde, 184.
VON DEN ALPEN BIS ZUR DONAU
Abb. 6: Weßling „Frauenwiese“, Lkr. Starnberg. Punzverzierte Beschläge einer Gürtelgarnitur vom Typ Tongern-Weßling aus Grab 14 (mittleres Drittel 5. Jh.). Grau hinterlegt der ursprüngliche Ledergurt, mit den Beschlägen in der zu vermutenden Anordnung. Der dünnere Endriemen würde den Schnallenbeschlag überdecken, was hier nicht
dargestellt ist (M. 1:6) (Zeichnung: KELLER, Grabfunde; Montage: Verfasser).
fläche39. Besonders große bzw. zu einer bestimmten Zeit deutlich erweiterte
Kapazitäten zur Getreidelagerung werden für die Kaiserzeit als Nachweise für
Großgrundbesitz, zentrale Sammelstellen für die Naturalsteuer oder staatliche
Nachschubbasen diskutiert40. Das Vorhandensein der einschlägigen Funde wie
Zwiebelknopffibeln legt für Weßling die beiden letzteren Möglichkeiten nahe.
Für das Anwesen eines Großgrundbesitzers wäre das Fehlen jeglicher spätantiker Repräsentationsarchitektur sehr auffällig.
Im Kartenbild erkennt man scheinbar isolierte Grabgruppen spätantiker
Zeit. Sie halten regelhaft Abstand zu den großen Fernstraßen, ihre zugehörigen Siedlungen werden aber durch Wege an diese Anschluss gehabt haben.
Noch frappierender ist aber der Umstand, dass sich zu diesen kleinen Friedhöfen nur schwerlich eben diesen zugehörige Siedlungen nachweisen lassen41.
Wo wohnten die dort Bestatteten? Im Bereich der Münchner Schotterebene
existierten nachweislich römerzeitliche Siedlungen, vor allem Gutshöfe, die
während der gesamten Zeit ihres Bestehens keine Steinbauphase erleben und
sich uns nur in Form von Zaungräbchen, Pfostenbauten und mitunter Brunnen zu erkennen geben42. Nur durch große Flächengrabungen werden deren
Zusammenhänge deutlich und verständlich, kleinere lokale Aufschlüsse ge39 BENDER, Weßling 2002, 76 f. 221–223; Abb. 52.
40 BLÖCK , Speicher, 108.
41 R AMSTETTER – STÖCKL – H ABERSTROH, Gernlinden, 109; vgl. auch L EICHT – SCHMIDT – WOIDICH,
Freiham, 86.
42 PIETSCH, Poing.
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MARCUS ZAGERMANN
nügen meist nicht einmal zur konkreten Ansprache solcher Befunde. Chronologisch sind sie äußerst schwer einzuordnen, was am Mangel von datierendem
Fundmaterial liegt. Sicher zu belegen sind aber spätrömische Siedlungsaktivitäten43. Manche dieser Plätze könnten also durchaus mit den Bestatteten
der kleinen spätantiken Grabgruppen in Verbindung stehen. Etwa 40 davon
sind bislang in Südbayern bekannt. Eine gesamthafte Untersuchung dieser
und anderer Nekropolen aus angrenzenden Gebieten hat großes Potenzial44.
Vor allem Fragen der Kontinuität, aber auch von Migration werden berührt.
Derzeit ist vor allem das wichtige mittlere Drittel des 5. Jahrhunderts schwer
zu bewerten, was an den spärlich vorhandenen Befunden wie dem Einzelgrab
von Germering45 liegt. Der Einsatz naturwissenschaftlicher Methoden wie der
14
C-Datierung, aber auch anthropologische Untersuchungen der Skelettreste
werden in Zukunft verstärkt unter den skizzierten Fragestellungen Anwendung finden. Sie bereichern die archäologischen Quellen, die vor allem die
Analyse des Fundmaterials, aber auch der Grabriten ermöglichen. Dabei ist
der Blick zu erweitern auf Gebiete, die zwar außerhalb des Imperiums lagen,
die aber dennoch Kontaktzonen bildeten46.
Diese Ausführungen zur archäologischen Kleinarbeit in einem eng umgrenzten Siedlungsgebiet sollten zeigen, wie diffizil und komplex sich die
Gestaltung einer größeren Synthese, wie sie eine Überblickskarte darstellt,
gestaltet. Mangelnder archäologischer Forschungsstand kann dabei aus einer
bestimmten topografischen Situation ebenso herrühren wie aus einem Missverhältnis zwischen publizierten und unpublizierten Ausgrabungen.
Nachweise für Militärs und Amtspersonen? Gürtelteile und
Zwiebelknopffibeln
Die wichtigsten Kleidungs- und Ausrüstungsbestandteile, die uns in dieser
Frage betreffen, sind Zwiebelknopffibeln und Gürtelteile. Die Zwiebelknopffibel bildete mit einem zugehörigen Mantel eine nicht trennbare Funktionseinheit und diente als dessen Verschluss (meist) auf der rechten Schulter, die
Gürtelbeschläge zierten einen breiten, sichtbar in der Funktion eines Einsatzgurtes/Leibriemens getragenen Ledergurt. Um diese Funde spinnt sich eine
Diskussion, ob sie als Nachweis für Militär und Beamte dienen können oder
ob sie lediglich allgemeine Männermode der Spätantike sind. Die Stücke sind
innerhalb der Archäologie also umstritten. Die Tendenz geht jedoch deutlich
in Richtung einer Akzeptanz für die erste Deutung, also Nachweis für Mili43
44
45
46
Ebd. 343.
H ABERSTROH – H ARBECK , Nekropolen.
SCHEFZIK , Germering.
H ABERSTROH – H ARBECK , Nekropolen, 326 Abb. 1; zu einem konkreten Beispie bislang
M ASANZ, Forchheim.
VON DEN ALPEN BIS ZUR DONAU
Abb. 7: Weßling „Frauenwiese“, Lkr. Starnberg. Lebensbild der Siedlung in ihrer
4. Phase (o. M.) und Auswahl von Zwiebelknopffibeln und Gürtelteilen (M. 1:2) (nach
BENDER, Weßling 2002).
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MARCUS ZAGERMANN
tärs/Beamte47. Zentrales Argument sind dabei die bildlichen Darstellungen. Es
gibt nur wenige offizielle Monumente, der Großteil ist privater Natur. Diese
privaten Darstellungen haben ein wichtiges Merkmal gemeinsam: Sie sind
Objekte der Selbstdarstellung48. Sogar für Grabmäler sorgte man regelhaft bereits zu Lebzeiten und dokumentierte das im Leben Erreichte. Wenn genannt
oder überliefert, sind die Dargestellten Männer mit Berufen im Staatsdienst,
militia. In der Spätantike wird die militia nicht mehr nur als Militärdienst
(bewaffnet) verstanden, sondern bezeichnet auch unbewaffnete Staatsdiener
mit diesem Begriff. Diesen Umstand illustriert das Diptychon des Rufius Probianus (Abb. 8): Es zeigt einerseits togati (ohne Mantel und Fibel, dafür mit
Toga bekleidet), andererseits chlamydati (mit Mantel und Fibel). Auf der Seite
mit den Mantel-Fibel-Trägern wird die Amtseinführung des Probianus als
vicarius urbis Romae gezeigt, darum tragen alle ihr Amtsgewand. Auf seinen
Rang als vir clarissimus ist die Darstellung der Gegenseite zu beziehen. Den
Zeitgenossen war die funktionale Bedeutung der Mantel-Fibel-Kombination
sehr bewusst. Wäre die Kombination ein alltägliches Kleidungsstück gewesen,
wäre die Mühe und Detailversessenheit, die man auf ihre Darstellung verwendet hat, unerklärlich. Archäologische und ikonographische Quellen lassen also eine Interpretation der Kombination Mantel/Zwiebelknopffibeln als
Kennzeichen einer spätrömischen Dienstbekleidung derzeit am wahrscheinlichsten erscheinen. Eine einfache Modeerscheinung war diese Bekleidung
wohl nicht. Ihre Träger leisteten militia.
Viel seltener als die Zwiebelknopffibeln sind Gürtel abgebildet. Hier überwiegen die schriftlichen Quellen (in erster Linie Gesetzestexte), die aber
gleichfalls wichtige Informationen liefern49. In der Verbreitung zeigen sich
auffällige Unterschiede zu den Zwiebelknopffibeln. Im Barbaricum spielen die
Gürtelteile eine wesentlich größere Rolle, während Zwiebelknopffibeln regional unterschiedlich verbreitet zu sein scheinen, jedoch deutlich häufiger, als
bislang angenommen50. Ein Beispiel mit auffälliger Verbreitung sind die Kerbschnittgarnituren (Abb. 9) der Zeit um 40051. Sie wurden in provinzialrömischen Werkstätten produziert, außerhalb des Reiches aber imitiert und sicher
auch repariert, während besonders elaborierte Exemplare wohl in zentralen
Manufakturen produziert wurden52. Ein großer Teil der Funde stammt aber
aus Gebieten außerhalb des Imperiums. Ihre auffällige Verbreitung könnte mit
47 In diesem Sinne EGER, Nordafrika, 155; M ACKENSEN, Metallkleinfunde, 291; PAUL, Augsburg, 39; Z AGERMANN, Militarisierung. – Kritisch: PFAHL, Silberspangen.
48 THEUNE-GROSSKOPF, Rangabzeichen, 84; allgemein Z ABEHLICKY, Zwiebelknopffibeln.
49 EGER, Nordafrika, 160; A RCE, Dress control, 39.
50 Zuletzt QUAST, Zwiebelknopffibeln.
51 BÖHME, Söldner.
52 Ebd. 81.
VON DEN ALPEN BIS ZUR DONAU
Abb. 8: Diptychon des Probianus, eingearbeitet in einen spätmittelalterlichen Buchkasten (Staatsbibliothek zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz Ms. theol. lat. fol. 323).
einer stärkeren militärischen Verwendung begründet werden, aber das würde
der Darstellung in den Quellen widersprechen, denn Gürtel bezeugten auch
für „zivile“ Beamte deren militärischen Status53.
53 GEHN, Ehrenstatuen, 32 f.
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Abb. 9: Beschläge von Kerbschnittgarnituren der Zeit um 400 aus Weßling „Frauenwiese“, Lkr. Starnberg, Grab 23 (links) und vom Kügeleskopf bei Ortenberg, Ortenaukreis (rechts). Auffällig sind die Verzierungen: Motive und Genreszenen, wie sie in
der gleichzeitigen Toreutik Verwendung finden. (M. 1:2) (nach KELLER, Grabfunde und
HOEPER, Höhenstationen).
Südimporte, Bleisiegel und Edelmetallmünzen: indirekte Nachweise
für Roms Präsenz
Einige Objekte können als indirekte Nachweise für die Präsenz der römischen
Verwaltung und Armee gesehen werden. Zu nennen sind Edelmetallmünzen
und Produkte, die zur staatlichen Lebensmittelversorgung gehören.
Um 400 erreicht die Nordwestprovinzen kein Bronzekleingeld mehr. Das
heißt aber nicht, dass die Geldwirtschaft zusammenbricht. Oft zeigen die spätesten noch in großer Stückzahl ab 378 geprägten Münzen regelhaft hohe
Abgegriffenheitsgrade, was auf eine lange Umlaufzeit deutet54. Was aber wohl
weiterhin fortdauert, ist die Versorgung mit Edelmetallmünzen. Aufgrund ihres hohen Wertes sind sie in archäologischen Zusammenhängen selten: Nach
einer Goldmünze wird bei Verlust intensiver gesucht und die Stücke spielen im
alltäglichen Zahlungsverkehr nur eine untergeordnete Rolle, weil sie vor dem
Bezahlen erst gewechselt werden müssen. Dadurch wurden Einzelfunde solcher Münzen oft vernachlässigt, mittlerweile misst man ihnen aber eine große
Bedeutung zu55. Eine besondere Rolle bei der Interpretation spielen Silbermünzen Constantins III. (407–411). Er kommt mit einem Truppenkontingent
aus Britannien und ist im Nordwesten eine Art Gegenkaiser, wobei mitunter
54 PETER, Fundmünzen, 174–176.
55 C ASTRITIUS, Grenzverteidigung, 26; M ACKENSEN, Burghöfe, 417–419.
VON DEN ALPEN BIS ZUR DONAU
ein Vergleich mit dem Gallischen Sonderreich des 3. Jahrhunderts gezogen
wird56. Seine Edelmetallprägungen sind vergleichsweise häufiger als andere
Prägungen der ersten Hälfte des 5. Jahrhunderts und man interpretiert sie
im Sinne von Zahlungen, um sich die Loyalität der kontinentalen Truppen
zu sichern. Spannend wird der Blick weiter in das 5. Jahrhundert hinein. Michael Mackensen hat die Funde für Raetien ausgehend von Burghöfe zusammengestellt57. So weisen Münzen aus Burghöfe bereits in die zweite Jahrhunderthälfte. Aus Augsburg stammt sogar eine Bronzemünze des Glycerius, die
aus den frühen 470er Jahren datiert. Aus der Sequania zu ergänzen wäre ein
Solidus des Libius Severus (Kaiser 461–465) vom Fundplatz Altenburg/Rheinau58. Beeindruckend erscheint ferner die Serie aus Biesheim-Oedenburg, die
neben italischen Münzen der Ostgotenzeit auch ein Pentanummium aufweist,
mit dem man die erste Hälfte des 6. Jahrhunderts erreicht59.
In vergleichbaren Kontext gehören Nachweise von Bleisiegeln. Briefe und
Warensendungen versiegelte man damit. Die Forschung geht aber sowohl von
staatlich-/öffentlichen als auch von privaten Sendungen aus. Nach dem Verschnüren der Sendung goss man noch flüssiges Blei auf die Schnürung und
stempelte dies daraufhin60. Gewebeabdrücke auf der Rückseite der Plomben
geben Hinweise auf Säcke als Warenverpackung61. Von woher eine Sendung
kam, ist meist unklar, es sei denn eine Ortsangabe ist lesbar. Der Fundort kennzeichnet aber sicher das einstige Ziel der Sendung, denn hier wurde die Verpackung geöffnet, und das Siegel war wertlos. Peter Kritzinger unterstreicht
mittlerweile wieder verstärkt eine postulierte zollrechtliche Bedeutung der
Bleisiegel62. Er geht von der Nennung des Absenders der gesiegelten Sendung
aus, aber auch von einer gleichzeitigen Kennzeichnung, ob Ware vom Zoll
ausgeschlossen ist. M. C. W. Still sah dies anders und konnte bei bestimmten
Typen keinen Zusammenhang mit dem Zollwesen erkennen. Ein Hauptproblem der Erforschung dieser Objekte liegt in der meist schlechten Lesbarkeit
der Stempelungen sowie in der Schwierigkeit der Auflösung diverser Abkürzungen. Personennamen sind gleichfalls regelhaft nicht geographisch oder
chronologisch einzuordnen. Dennoch geraten die Bleisiegel derzeit wieder
verstärkt in den Fokus der Archäologie. Aus der Raetia II lassen einige Ensembles vielversprechende Auswertungsansätze erhoffen (Abb. 10): der Martinsbühel bei Zirl, Innsbruck-Wilten, Burghöfe und Passau-Niedernburg63. Sie
56 Zu seinem Wirken: DRINKWATER, Usurpers.
57 M ACKENSEN, Burghöfe, 417–419.
58 NICK , Altenburg, 612 Nr. 612.
59 BIELLMANN – K ILKA – GIL, Oedenburg.
60 STILL, Lead Sealings, 43.
61 WEISS, Bleisiegel, 234.
62 K RITZINGER, Bleisiegel, 220.
63 Zirl: HÖCK , Teriola, 66–69; Innsbruck-Wilten: ebd. 67 Anm. 421; Burghöfe: BENDER, Bleiplomben; M ACKENSEN, Burghöfe, 413; Passau-Niedernburg: Z AGERMANN, Kleinfunde Passau.
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alle eint die verkehrsgeographisch hervorgehobene Lage64: Innsbruck-Wilten
war Standort eines großen Speichers, während für den Martinsbühel und
Burghöfe anhand der Notitia Dignitatum die Zugehörigkeit zur spätrömischen
Militärverwaltung belegbar ist. Passau-Niedernburg erscheint nicht zuletzt
aufgrund der Darstellung in der Severinsvita als eine der am längsten bestehenden Bastionen römisch-mediterran geprägter Lebensweise in Raetien65.
Geht man von Truppen und offiziellen Amtsträgern aus, so ist nicht nur
mit deren Besoldung zu rechnen, sondern auch deren Versorgung mit Lebensmitteln im Rahmen der annona anzunehmen. Gleichzeitig benötigen diese
Personenkreise bestimmte mediterrane Importe zur Zubereitung entsprechender Speisen. Hier kommen Einwegtransportbehälter ins Spiel: Amphoren. Am
äußersten Südzipfel der Raetia II, bereits südlich des Alpenhauptkammes,
befindet sich auf einem schroffen Inselberg der zeitweilige Bischofssitz Säben, für den auch eine spätrömische Siedlung nachgewiesen ist, deren genaue
Ausdehnung man aber nicht kennt. Diese Siedlung lieferte Keramik vom Beginn bis zum Ende des 5. Jahrhunderts. Darunter Fragmente, die sich durch
technische und makroskopisch bewertbare Charakteristika des Scherbens als
Teile von Late Roman Amphora 2 zu erkennen geben66. Diese Amphoren stammen aus der Ägäis und enthielten wohl Öl (Abb. 11). Pinselaufschriften und
die Verbreitung der Stücke lassen den Schluss zu, dass sie im Rahmen der
annona verteilt wurden67. Die oberitalischen und weiter nördlich verbreiteten Exemplare klammerte man zunächst aus und brachte sie mit vereinzelten
Handelskontakten in Verbindung68. Inzwischen liegt aber eine Materialbasis
aus diversen Castra und Verkehrsknotenpunkten vor, so dass wohl auch für
die Säbener Stücke von einem Zusammenhang mit der staatlichen Lebensmittelversorgung ausgegangen werden kann69. Grundsätzlich illustrieren uns die
Amphoren intakte Handelskontakte, Nachfrage nach bestimmten Produkten
und – sehr wichtig – das Funktionieren der dafür notwendigen Verkehrsinfrastruktur70. Für Raetien steht eine gesamthafte Bearbeitung der spätrömischen
Amphoren noch aus. Allerdings lassen einzelne Vorlagen, wie durch Michael
Mackensen für Regensburg71 oder Florian Schimmer für Burghöfe72, erkennen,
dass hier noch sehr viel Potenzial vorhanden ist, was Aussagen zu Herkunft,
Datierung und Material der spätesten Importe nach Raetien anbelangt.
64 BENDER, Bleiplomben, 176–178; M ACKENSEN, Burghöfe, 413.
65 FISCHER, Severinszeit. – Die Vorlage der Niedernburg-Grabungen ist derzeit durch Helmut
Bender in Vorbereitung.
66 Z AGERMANN, Säben, 618 f.
67 K ARAGIORGOU, Container.
68 MODRIJAN, Imports.
69 Z AGERMANN, Säben, 619.
70 ROTH-RUBI, Keramikgefäße, 861.
71 M ACKENSEN, Regensburg.
72 SCHIMMER, Amphoren.
VON DEN ALPEN BIS ZUR DONAU
Abb. 10: Bleisiegel raetischer Fundplätze: a kaiserliche Plombe vom Martinsbühel bei
Zirl mit Aufschrift DD NN (dominorum nostrorum), b kaiserliche Plombe konstantinischer Zeit aus Burghöfe (Crispus), c Plombe aus Passau-Niedernburg mit unleserlicher
Stempelung (nach HÖCK, Teriola; BENDER, Bleiplombe; ZAGERMANN, Kleinfunde Passau).
Neubewertungen: Veränderte Chronologie und Debatte um
ethnische Deutung
Mitunter ergeben sich Neubewertungen von Fundplätzen oder ein deutlicher
Erkenntniszuwachs, wenn die vorhandenen Quellen anders gelesen oder neu
diskutiert werden. Ein stark veränderter Forschungsstand zur Keramikchronologie oder zur Kenntnis bestimmter Funde erweitert die Datierungsspanne
mancher Plätze ganz wesentlich. Die erneute Überprüfung auch unscheinbarer Keramikfragmente kann dabei Weiter- oder Wiedernutzung spätrömischer
Plätze in die Merowingerzeit hinein, teils bis zur Karolingerzeit ergeben. Für
die Festung Sponeck am nördlichen Kaiserstuhl ergibt sich dabei eine Belegungszeit bis weit in die zweite Hälfte des 5. Jahrhunderts hinein, während
die Lücke zu den merowingerzeitlichen Funden ab dem 6. Jahrhundert immer
geringer wird73. Derzeit sind aber die betreffenden Keramikgefäße nicht so
genau datierbar, als dass man eine Entscheidung treffen könnte, ob ein Hiatus
oder echte Kontinuität vorliegt. Für Raetien ist der Goldberg bei Türkheim ein
besonders gutes Beispiel: Ging man ursprünglich von einem Ende um 400
aus, scheint nach Ausweis diverser einschlägiger Funde mittlerweile gar eine
kontinuierliche Belegung bis ins erste Drittel des 6. Jahrhunderts möglich,
während das 5. Jahrhundert bereits sehr klar belegt ist74.
Eine andere Neubewertung betrifft eine Methodendebatte innerhalb der
Archäologie: Konnte man noch vor einigen Jahren völlig unproblematisch
73 SWOBODA, Sponeck, 121; GROSS, Nigra; BÜCKER, Sponeck, 44–46.
74 R ETTNER, Aussagekraft, 277 f.
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MARCUS ZAGERMANN
über germanische Komponenten im Fundmaterial diskutieren, gestaltet sich
ein solches Unterfangen mittlerweile höchst diffizil. Selbst der Begriff Germanen/germanisch steht zur Debatte, stellt er doch lediglich einen römischen
Sammelbegriff dar und täuscht dadurch eine Homogenität vor, die es nie gegeben hat75. Zwei zeitliche wie thematische Ebenen werden berührt: Zunächst
die Frage nach dem Vorhandensein von Personen, die aus Gebieten außerhalb
(nördlich/nordöstlich der ripae) des Römischen Reichs stammen. Und zwar
hier im 4. Jahrhundert, in einer Phase ausgebildeter und funktionierender
spätrömischer Strukturen. Schließlich der Themenkomplex der Ethnogenese
der Baiovaren.
Es zeigen sich deutliche Unterschiede in der Handhabung der Themen, und
zwar abhängig von der jeweiligen archäologischen Fachrichtung. Die Frühgeschichtliche Archäologie befindet sich derzeit in einer kontrovers geführten
Debatte, die sich rund um die Problematik der ethnischen Deutung bestimmten Fundmaterials dreht76. Konsequenzen dieser Diskussion auf die Methodik
wirken sich auch auf benachbarte Fachrichtungen aus. Vor allem Nachweise
und Unterscheidung frühmittelalterlicher gentes wie Franken, Alamannen
und auch Baiovaren sind besonders umstritten, ebenso wie die Frage nach
Unterscheidungsmöglichkeiten zwischen einheimischen Römern und Neusiedlern im frühen Mittelalter. Weitaus pragmatischer, weil mit anderer Quellen- und Fundsituation, wird dies von provinzialrömischer Seite aus gesehen.
Für das 4. Jahrhundert, aber vor allem auch für die mittlere Kaiserzeit liegen
unterschiedliche Quellen vor, die den Einsatz und das Vorhandensein externer
Kräfte (die Quellen nennen sie Germanen oder differenzieren Kleingruppen)
belegen77. Fundmaterial, das typisch für deren Siedlungsgebiete, auf römischem Gebiet aber nur sehr selten belegt ist, bringt man regelhaft mit solchen
Zuzüglern in Verbindung. Für das 4. Jahrhundert sind bestimmte Typen eiserner Gürtelschnallen hier stellvertretend zu nennen, während auch Fibeln ausschlaggebend sein können, beispielsweise in der mittleren Kaiserzeit78. Selbstredend steht vor einer solchen Zuweisung eine archäologische Quellenkritik,
welche die unterschiedlichen Verbreitungsbilder auf ihre Relevanz hin prüft:
Könnte das Bild durch bestimmte Beigabenriten oder andere Faktoren (Handelskontakte, Kulturtransfer) verzerrt sein, oder fasst man wirklich eine stark
unterschiedliche Verbreitung und auch Nutzung des betreffenden Materials?
Wie man diese Personen letzten Endes nennen mag, ändert aber nichts an der
Feststellung, dass sich an den (spät)römischen Plätzen regelhaft Nachweise
75 Zu dieser Diskussion: JARNUT, Plädoyer. – STEINACHER, Anmerkungen.
76 Stellvertretend für die verschiedenen Positionen: BRATHER, Ethnische Interpretationen;
FEHR, Germanen; VON RUMMEL, Habitus. – BIERBRAUER, Ethnische Interpretation; BIERBRAUER, Interpretationsprobleme.
77 NUBER, Grenzen.
78 Gürtelschnallen: K ELLER, Grabfunde, 75–77. – Annahme personengebundener Mobilität
bei: CZYSZ – MCGLYNN, Tapfheim,196 f.; GSCHWIND, Abusina, 283–288; KONRAD, Bregenz, 51; M ACKENSEN, Burghöfe, 416. – Fibeln: STEIDL , Dambach.
491
VON DEN ALPEN BIS ZUR DONAU
Abb. 11: Säben „Burgberg“. Fragment einer Amphore Typ Late Roman Amphora 2 (M.
1:3) und ein vollständiges Exemplar (M. 1:20) (nach ZAGERMANN, Säben und R. Auriemma/P. Copeland, York: Archaeology Data Service (distributor), doi: 10.5284/1018074).
für das Vorhandensein von Personenkreisen translimitaner Herkunft finden
lassen. Deren Ethnizität muss für eine solche Beweisführung nicht per se eine
Rolle spielen. Zudem prüft auch die Provinzialrömische Archäologie tradierte
Meinungen von vermeintlich „typisch germanischem“ Sachgut wie bestimmten Waffentypen oder Ausrüstungsteilen, die nicht immer einer solchen Überprüfung standhalten79. Außerdem wird die methodologische Diskussion um
die ethnische Aussagekraft und Interpretierbarkeit archäologischer Quellen,
die vor allem von der Frühgeschichtsforschung durchgeführt wird, auch von
der Provinzialrömischen Archäologie rezipiert und angewendet.
Der zweite große Komplex ist die Ethnogenese der Baiovaren, die aber
nicht mehr Bestandteil dieses Aufsatzes ist, da hierüber bereits an anderer
Stelle aktuell zusammenfassend geschrieben wurde und außerdem derzeit
noch sehr viel Diskussion im Gange ist80.
Ende oder Übergang?
Eine hochspannende Frage ist, wie man sich das Zerfasern der spätrömischen
Verwaltungsstrukturen vorzustellen hat, letztendlich also das Münden in die
frühmittelalterlichen Strukturen81. Richard Brickstock hat hierzu ein Modell
79 Vgl. GSCHWIND, Abusina, 202 f. (Feuerstahl mit Ringöse).
80 Vgl. die diversen diesbezüglichen Beiträge in FEHR – H EITMEIER, Anfänge.
81 Grundlegende Überlegungen mit Forschungsgeschichte bei COLLINS, Communities.
492
MARCUS ZAGERMANN
auf Grundlage der numismatischen Evidenz vorgestellt82: Die spätrömischen
Soldaten erhalten keinen besonders hohen Sold im Vergleich zu früheren
Zeiten, sind aber durch die annona militaris (Verpflegung!) und bestimmte
Jahreszahlungen finanziell stark entlastet. Den meist zahlreichen Münzfunden spätrömischer Anlagen spricht er eine wirkliche Evidenz für den Lebensstandard an diesen Plätzen ab. Weitaus besser für dessen Beurteilung seien
die Edelmetallmünzen aus dem Donativsystem, aus dem man zumindest im
Rhythmus der fünfjährigen Thronjubiläen erkleckliche Summen erwarten
durfte, im Schnitt um 3 Solidi pro Jahr. Die späten Edelmetallmünzen, wie sie
in Raetien für mehrere oben genannte Orte vorliegen, weisen das Vorhandensein des alten Donativsystems nach, zu dem auch die staatliche Lebensmittelversorgung gehört. Auf dieser Grundlage organisieren sich die militärischen
Gemeinschaften im Bereich der Grenzzonen bzw. Grenzprovinzen. Enden nun
die finanziellen Zuwendungen in Form neuer Münzen, bleibt dennoch das alte
System der Beschaffung und Verteilung von Lebensmitteln bekannt, intakt
und wird weiterhin angewendet. Dadurch wird aus der Truppe vor Ort eine
mehr und mehr lokale Miliz83. Diese wird aufgrund des Fehlens charakteristischen Materials archäologisch nahezu unsichtbar, obwohl sie durchaus weiterbestanden haben kann, auch – in anderem Umfang – funktional. Richard
Brickstock führt dies am Beispiel von Housesteads aus, für das aufgrund der
Nennung in der Notitia Dignitatum zwar eine Belegung im späten 4. Jahrhundert erwiesen ist, sich diese aber nicht durch Münzfunde verifizieren lässt84.
Wendet man dieses Schema an, so könnten vielerorts Lücken bis an das Ende
des 5. Jahrhunderts zu schließen sein. Tendenzen zu dieser Entwicklung sind
auch in der Severinsvita mehrfach beschrieben.
Roms letztes oder Ravennas erstes Bauprogramm oder …
Die eben beschriebene Situation, dass sich anhand der Edelmetallmünzen späteste Aktivitäten der römischen Verwaltung und des Militärs nachweisen lassen, wird südlich des Alpenhauptkamms chronologisch sozusagen umgekehrt.
Im Laufe der zweiten Hälfte des 5. Jahrhunderts entstehen hier Castra, kleine Festungen in exponierten Lagen, für deren Anfangsdatierung betreffende
Prägungen entscheidend sind. Bis zum Beginn der Karolingerzeit bleiben die
Castra wichtig und stellen für die Archäologie eine der bedeutendsten Quellen
dar85. Derzeit diskutiert werden funktionale Eigenheiten einzelner Plätze. Die
ursprüngliche Vorstellung eines recht einheitlichen Schemas, wonach diese
82
83
84
85
BRICKSTOCK , Coins.
COLLINS, Warriors, 37–39.
BRICKSTOCK , Coins, 86.
BIERBRAUER, Castra; BROGIOLO, Episodi; L ANDI, Enn; POSSENTI, Castelli.
VON DEN ALPEN BIS ZUR DONAU
Abb. 12: Höhensiedlungen der Venetia et Histria in Südtirol, im Trentino und um den
Gardasee (Karte: Verfasser).
Orte befestigte Siedlungen der einheimischen Bevölkerung sind, wird vielfach
zugunsten einer übergeordneten Initiative beim Bau der Plätze revidiert. Die
entscheidenden Details sind die Lage der Plätze (meist in Rückzugspositionen,
jedoch regelhaft mit Bezug zur Verkehrstopographie), der Bauaufwand und
die -technik sowie Analysen der inneren Struktur und des Fundmaterials der
einzelnen Plätze.
493
494
MARCUS ZAGERMANN
Von diesen neuen Fortifikationen erfahren wir in der schriftlichen
Überlieferung86 im Jahr 507/511: Theoderich weist von Ravenna aus die Goten
und Römer um Verrucca herum an, sich in der offensichtlich schon existierenden Anlage Behausungen einzurichten. Verrucca ist der heutige Doss
Trento am westlichen Etschufer gegenüber der weiter bestehenden Siedlung
Trento-Tridentum. Weil von solchen Anlagen älteres Material – wie die am
Beispiel Weßling gezeigten Gürtelbeschläge des mittleren Drittels des 5. Jahrhunderts – regelhaft fehlt87, müssen sie also irgendwann in der zweiten Hälfte
des 5. Jahrhunderts entstanden sein. Wichtige Kronzeugen dafür sind Münzen
des Odoaker, die sich bislang an drei solcher Orte fanden88. Das Vorhandensein
von Edelmetallprägungen darf durchaus auch als Hinweis auf staatliche Initiative bei der Gründung verstanden werden, deutet man die Münzen in dem
oben für die Nordwestprovinzen erwähnten Sinn. Im weiteren Verlauf stehen
diese Plätze exemplarisch für die Entwicklungen, die im 6. Jahrhundert im
mittleren Alpenraum stattfinden (Abb. 12). Jeweils in unterschiedlicher Gewichtung spielen sie zum Ende Westroms hin, in der folgenden Ostgotenzeit
und schließlich während der Langobardenherrschaft eine besondere Rolle.
Fazit
Methodologische Diskussionen und das Fortschreiten des Forschungsstandes
lassen Archäologen mitunter Tradiertes skeptisch beurteilen. Dennoch besteht
für viele Facetten des spätrömischen Raetien breiter Konsens. Das einschlägige Fundmaterial lässt die letzten Aktivitäten des römischen Militärs und der
Verwaltung bis um die Mitte des 5. Jahrhunderts klar verfolgen, einige Stücke
weisen bereits in die zweite Jahrhunderthälfte hinein. Spannend erscheint der
Vergleich der nordalpinen Befunde mit denen südlich des Alpenhauptkamms.
Beiderseits der Alpen lassen sich beispielsweise die spätesten Gürtelgarnituren mit der charakteristischen Punzverzierung recht gut fassen, mit einer
chronologischen Einordnung in das mittlere Drittel des 5. Jahrhunderts. Im
Einzelfall, wie Passau-Niedernburg, gelingen gar Datierungen bis in die 470er
Jahre89. Die zeitliche Lücke schließen im Süden die Münzen, wie die Odoaker-Prägungen im Namen Kaiser Zenos90. Auch Südimporte sind hier noch
etwas länger vorhanden und lassen Datierungen bis um 500 zu91. Administrativ-staatliche Aktivitäten in ostgotischer Zeit sind vor allem nördlich der
Alpen kaum näher zu charakterisieren. Hier hängt viel von der Interpretation
86
87
88
89
90
91
Zusammenfassend BIERBRAUER, Castra, 644–656.
Z AGERMANN, Militarisierung.
R IZZOLI, Exkurs, 394.
Zusammenfassend M ACKENSEN, Burghöfe, 420 Anm. 1842.
R IZZOLI, Exkurs, 594.
Z AGERMANN, Säben.
495
VON DEN ALPEN BIS ZUR DONAU
bestimmter Funde ab, die umstritten ist92. Welche Stücke folgen den Zwiebelknopffibeln und Gürteln nach und sind sie gleichermaßen mit staatlichen
Würdenträgern zu verknüpfen? Hier sind noch Fragen offen, die in Zukunft
weiter zu verfolgen sind.
Als Ausblick darf man formulieren, dass sich die Forschung den noch bestehenden Lücken weiter widmen wird. Hier gibt es vielversprechende neue
Ansätze, wie beispielsweise eine Intensivierung von Radiokarbondatierungen
bei entsprechenden Grab- oder Dark-earth-Befunden. Auf diese Weise erweitert sich nach und nach unsere Kenntnis der zwar immer kleiner werdenden,
dennoch aber immer noch vorhandenen Lücke zwischen den letzten Nachweisen römischer Staatsaktivitäten und den zumeist in Grabkontexten fassbaren
Personenkreisen der Zeit um 50093, die wohl in Kontakt mit dem ostgotenzeitlichen Italien standen und möglicherweise die Nachfolge der römischen
Verwaltung angetreten hatten.
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92 Vgl. BIERBRAUER – NOTHDURFTER, Säben, 291–300 (V. Bierbrauer).
93 H AAS-GEBHARD, Unterhaching, 234 f.
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